Die Weiterentwicklung der Gedanken, die Wilhelm K. Essler 1972 in seinem
Buch Analytische Philosophie I vorgetragen hat, ist bislang nur in Artikeln
erfolgt. Die hier vorgelegte Auswahl hat das Ziel, den Kern seines Philosophierens,
nach Sachgebieten geordnet, darzustellen.
Im Zentrum seines Philosophierens steht die Untersuchung des Reflektierens,
genauer: des philosophischen Reflektierens, anhand semantischer und epistemologischer
Beispiele. Er orientiert sich dabei nicht an der Untersuchung vorhandener
Erkenntnisakte, die oft schwer fassbar und noch schwerer eindeutig bestimmbar
sind, sondern an deren rationaler Rekonstruktion in Modellen, gemäß
dem Vorgehen in experimentellen Wissenschaften, und das besagt in der
Philosophie natürlich: in Modellsprachen. Dieses Vorgehen hat den
Vorteil, dass unter Einsatz des Instrumentariums der modernen Logik und
ihrer Metalogik definitive Ergebnisse erzielt werden können, aufbauend
auf den metalogischen Resultaten Gödels und Tarskis.
In der Weiterführung der Ergebnisse von Gödel und Tarski wird
gezeigt, dass die methodologische Unterscheidung von Erwähnen und
Verwenden genau dem Vorgehen des semantischen Reflektierens gemäß
der Sprachstufentheorie Tarskis entspricht und dass diese daher das geeignete
Instrument zur Darstellung des epistemologischen Reflektierens und damit
auch der erfahrungswissenschaftlichen Semantik ist. Anhand solcher präziser
Sprachmodelle wird die Voraussetzungshaftigkeit allen sprachgebundenen
Erkennens jeweils am Beispiel nachgewiesen. Macht man eben dieses Reflektieren
zum neuen Gegenstand des untersuchenden Reflektierens, so benötigt
man hierzu, will man die zuvor benützte Sprache des Reflektierens
nun vollständig darstellen, abermals zusätzliche, in ihr noch
nicht ausdrückbare Mittel des Reflektierens, und so fort ohne Ende.
Dabei zeigt sich, dass dieses und so fort ohne Ende" zum Problem
der Grenze des Sagbaren gehört, und damit a fortiori zu den Grenzen
des Philosophierens.
Wie bei Platon wird Denken als ein inneres Sprechen verstanden, was eine
enge Verbindung von Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes impliziert.
In neueren Untersuchungen hat Essler hier gezeigt, dass die Grundgedanken
der buddhistischen Philosophie des Geistes mit diesen Ergebnissen des
Reflektierens weitgehend übereinstimmen, dass jedoch diese über
zwei Jahrtausende alte buddhistische Philosophie darüber hinaus auch
Instrumente zur individuellen Anwendungen einer solchen sprachphilsophisch
und erkenntnistheoretisch untermauerten Philosophie des Geistes enthält,
die diese dann zu einer gelebten Philosophie werden lassen können,
mit dem Ziel des Mottos, das auf der Einganspforte des Tempels von Delphi
zu lesen stand, nämlich: Erkenne Dich selbst!"
Einleitung: Zur Struktur von Erfahrung (Gerhard Preyer)
1. Fundamentals of a Semi-Kantian Metaphysics of Knowledge
2. Kant und kein Ende
3. Tarski on Language and Truth
4. Am Anfang war die Tat Semantische und epistemologische Anmerkungen zur Sprachstufung
5. Was ist Wahrheit?
6. Gorgias hat recht!
7. Was ist und zu welchem Ende treibt man Metaphysik
8. Das logische Aufbauen von Welten
9. Unsere Welt trotz alledem
10. Selbst das Selbst ist nicht selbst
11. Erkenne dich selbst! Der Versuch von Hinweisen auf die Weisheit des Sokrates und auf die des Buddha Schakyamuni
12. Offenes Philosophieren
Verlag
Humanities Online,
Frankfurt am Main 2001, 265 Seiten,
Open Access!
Freier Download!